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Inhalt

0. Leitfaden zum Umgang mit dem Werkzeugkasten

I.1 BEM-Einleitung

I.2 Situationsanalyse

I.3 Maßnahmenplanung

I.4 Maßnahmenumsetzung

I.5 BEM-Abschluss

II. Dokumentation

III.1 Betriebsinterne Öffentlichkeitsarbeit

III.2. Bildung Integrationsteam

III.3 Datenschutz

III.4 Vernetzung mit betrieblichen Prozessen und Strukturen

III.5 Einbindung externer Leistungen und Hilfen

III.6 Inner- und überbetriebliche Regelungen

III.7 Evaluation


BEM-Rechtssprechung

BEM-Zusatzinformationen


Abkürzungsverzeichnis
Impressum



i.2.3_instrument_leitfaden_eingliederungsgespraech

I.2.3 Instrument: Leitfaden Eingliederungsgespräch

Aufgaben und Ziele

Aufgabe und Verwendungszweck:

Eingliederungsgespräche werden von der/dem Betroffenen und dem/der Fallmanager(in) geführt und dienen einer gründlichen Analyse der Situation. In den Eingliederungsgesprächen werden die weiteren Schritte der Situationsanalyse vereinbart. Ein wesentlicher Bestandteil der Eingliederungsgespräche ist die Selbsteinschätzung der eigenen Situation der/des Betroffenen und der Arbeitsbedingungen. Durch sie werden systematisch aus der Perspektive der/des Betroffenen Ursachen bzw. Belastungsfaktoren oder Ressourcen ermittelt, die sich aus dem betrieblichen Umfeld ergeben. Ziel ist es, eine offene Gesprächsatmosphäre herzustellen. Die Fragen des Dokumentationsblattes I.2.4 Selbsteinschätzung Arbeitsbedingungen unterstützen die Strukturierung des Gesprächs und die Vertiefung der angesprochenen Probleme. Die Einschätzungsfragen werden gemeinsam mit dem/der Fallmanager(in) bearbeitet.

In manchen Fällen des BEM kann es von Bedeutung sein, zusätzliche belastende oder unterstützende Aspekte aus dem persönlichen und privaten Bereich der/des Beschäftigten zu kennen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn zu vermuten ist, dass betriebliche Maßnahmen allein für eine nachhaltige Eingliederung nicht ausreichend sein werden. Hierfür steht das Dokumentationsblatt I.2.5 Private Situation zur Verfügung.

Methoden und Bestandteile des Instruments

Vorbereitung von Eingliederungsgesprächen:

  • Anstehende Termine werden einvernehmlich zwischen Betroffener/Betroffenem und Fallmanager(in) vereinbart.
  • Die Betroffene/der Betroffene wird darüber hinaus über den zeitlichen Rahmen und den Ort der Besprechung informiert.
  • Der/die Fallmanager(in) hat im Vorfeld mit der/dem Betroffenen geklärt, ob diese/r eine Person seines/ihres Vertrauens mitbringt (bei schwerbehinderten oder gleichgestellten Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen kann dies z.B. der/die Schwerbehindertenvertreter/in sein).
  • Der Raum ist entsprechend der Situation ausgewählt (Platzverhältnisse der Teilnehmerzahl angemessen, äußere Störungen werden vermieden etc.).
  • Der Zeitrahmen eines ersten Eingliederungsgesprächs sollte 60 Minuten nicht überschreiten.

Handlungsanleitung Eingliederungsgespräche:

Für Eingliederungsgespräche gelten grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen wie für das Informationsgespräch, d.h. der vertrauensvolle Umgang mit der/dem Betroffenen ist von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Durchführung. Eingliederungsgespräche haben das Ziel, gemeinsam zu ermitteln, von welchen Bedingungen/Faktoren die Arbeitsunfähigkeit der/des Betroffenen beeinflusst wird und wie diese Situation seitens des Betriebes verändert werden kann. In den Gesprächen werden die Anforderungen an die/den Betroffene/n aus dem betrieblichen und privaten Umfeld sowie die Leistungsfähigkeit und die Ressourcen (Stärken, zufriedenstellende Aspekte der Arbeit) der/des Betroffenen erörtert. Moderiert wird das Gespräch durch den/die Fallmanager(in).

Ablauf der Eingliederungsgespräche:

  • Der/die Fallmanager(in) erklärt die Zielsetzung der Gespräche.
  • Die Gespräche werden mit Zustimmung der/des Betroffenen protokolliert (I.2.4 Dokumentation Selbsteinschätzung Arbeitsbedingungen; I.2.5 Dokumentation Private Situation). Das Protokoll kommt in die BEM-Akte und wird nicht weitergegeben. Sollten einzelne Fragestellungen, die sich aus den Eingliederungsgesprächen ergeben, durch Hinzuziehung von Dritten weiter geklärt werden müssen, so ist dafür eine schriftliche Einverständniserklärung vom Betroffenem/von der Betroffenen einzuholen (siehe Datenschutz III.3.6 Einwilligungserklärung - Weitergabe an Dritte). Dies wird im Vorfeld der Gespräche der/dem Betroffenen erläutert.
  • Mit Hilfe des Fragebogens zur Selbsteinschätzung werden systematisch mögliche Ursachen bzw. Belastungsfaktoren oder Ressourcen ermittelt, die sich in der subjektiven Wahrnehmung des betrieblichen Umfelds ergeben (siehe gesonderte Hinweise auf S. 3f).
  • Die/der Betroffene sollte außerdem auf zusätzlich belastende oder unterstützende Faktoren aus dem privaten und persönlichen Umfeld angesprochen werden, soweit er/sie diesen Fragen ausdrücklich zustimmt.
  • Der/die Fallmanager(in) fasst am Ende des Gesprächs die wesentlichen Erkenntnisse zusammen und bespricht mit der/dem Betroffenen die nächsten Schritte, die im Rahmen der Situationsanalyse durchgeführt werden. Diese werden - sofern möglich - bereits terminiert (z. B. Auswertung der Gefährdungsbeurteilung, Begehung des Arbeitsplatzes, Gespräche mit Vorgesetzten und Kollegen/innen).
  • Der/die Fallmanager(in) bespricht mit der/dem Betroffenen, welche Informationen ggf. an Außenstehende weitergegeben werden sollten, um einen zielorientierten Fortgang des BEM zu erreichen. Geht es hierbei um sensible persönliche Daten, ist dies von der/dem Betroffenen in einer Einwilligungserklärung gegenzuzeichnen (siehe Datenschutz III.3.6 Einwilligungserklärung - Weitergabe an Dritte).
  • Zum Abschluss eines jeden Gespräches werden protokollierte Inhalte einvernehmlich festgehalten.
  • In der Vorbereitung des Maßnahmenplanungsgesprächs werden die Ergebnisse der Situationsanalyse zusammengefasst und erste Lösungsansätze besprochen. Zur Vorbereitung des Maßnahmenplanungsgesprächs im Integrationsteam ist zu klären, ob der/die Betroffene wünscht, am Planungsgespräch im Integrationsteam teilzunehmen. Erklärt er/sie seine/ihre Teilnahme, so sind die Rollen und Aufgaben zwischen Fallmanager(in) und Betroffenem/Betroffener abzustimmen. Delegiert er/sie die Aufgabe an den/die Fallmanager(in), ist einvernehmlich zu klären, welche zur Entscheidungsfindung notwendigen Informationen an das Integrationsteam weiter gegeben werden. (Dokument I.2.14 D Anforderungs- und Fähigkeitsprofil)

Methoden und Bestandteile:

Selbsteinschätzung Arbeitsbedingungen

Allgemeine Hinweise

Der/die Fallmanager(in) erläutert der/dem Betroffenen zu Beginn der Situationsanalyse, dass es bei der Selbsteinschätzung darum geht, Ressourcen und Problemfelder am Arbeitsplatz bzw. im betrieblichen Umfeld zu ermitteln. Das Dokumentationsblatt Selbsteinschätzung Arbeitsbedingungen ist nicht als Fragebogen gedacht, der heruntergelesen wird oder von der/dem Betroffenen selbst ausgefüllt wird, sondern dient der strukturierten Erfassung und Bewertung der Arbeitsbedingungen. Der Themenbereich 1 dient einer ersten Orientierung und gibt Hinweise auf vertiefende Analysen zu Problemfeldern, die mit den Themenbereichen 2-5 analysiert werden können.

Der Aufbau des Fragebogens (FB):

Der Selbsteinschätzungsbogen gliedert sich in 5 Themenbereiche:

1. Arbeitsbewältigung, Gesundheit, Lebensqualität

2. Belastungen und Ressourcen aus dem Arbeits- und Betriebsklima

3. Belastungen aus der Arbeitsumgebung

4. Belastungen aus der Arbeitsaufgabe und Arbeitsorganisation

5. Belastungen aus der Arbeits- und Arbeitsplatzgestaltung

Der Themenbereich 1 (Fragen 1.1 bis 1.11) dient dazu, Hinweise über das persönliche Erleben des Arbeitsumfelds und spezifischer Ressourcen und Belastungsschwerpunkte durch den/die Betroffene/n zu erhalten.

Die Fragen 1.1. und 1.2 dienen der Einschätzung von eigenen Ressourcen im Bezug zum Arbeitsplatz.

Frage 1.3 dient der Klassifizierung der Arbeitsanforderung.

Die Beantwortung von Frage 1.4 kann Hinweise auf körperliche Belastungen bzw. Gestaltungsbedarf am Arbeitsplatz geben. Schätzt der/die Betroffene ihre/seine Bewältigungsfähigkeit für die körperlichen Arbeitsanforderungen eher schlecht ein, so ist in jedem Fall der Themenbereich 5 zusätzlich zur vertiefenden Analyse heranzuziehen.

Kann die/der Betroffene die psychischen bzw. zwischenmenschlichen Anforderungen (Fragen 1.5 u.1.6) eher schlecht bewältigen oder fühlt sich der/die Betroffene häufig gestresst (Frage 1.7), kann dies ein Anzeichen für Belastungen aus dem Arbeits- und Betriebsklima bzw. auf Belastungen aus der Arbeitsaufgabe/Arbeitsorganisation sein. In diesen Fällen sollten die Themenbereiche 2 und 4 herangezogen werden.

Mit der Frage 1.8 lassen sich Erkenntnisse darüber erhalten, ob Belastungen aus der Arbeitsumgebung die/den Betroffene/n gesundheitlich beeinträchtigen. Bei diesen Hinweisen sollte der Themenbereich 3 vertiefend genutzt werden. Die Frage 1.9 dient der aktuellen Einschätzung der perspektivischen Arbeitsfähigkeit durch die/den Betroffene/n zum derzeitigen Zeitpunkt.

Die Themenbereiche 2 bis 5 dienen der vertieften Analyse bestimmter Belastungsgruppen am Arbeitsplatz.

Private Situation

Allgemeine Hinweise

Die Informationen sollen im persönlichen Gespräch erhoben werden, der/die Betroffene ist zuvor nach seinem/ihren Einverständnis zu fragen. Während der Gesprächsführung ist darauf zu achten, dass Merkmale der privaten Situation sowohl unterstützend als auch belastend sein können.

Es sollten offene Fragen verwendet werden;

  • Gibt es jemanden aus Ihrem privaten Umfeld, der Sie in Ihrer jetzigen Situation unterstützt?
  • Gibt es sonst noch Belastungen in Ihrem privaten Umfeld, mit denen Sie zurechtkommen müssen?

Folgende Aspekte können angesprochen werden:

Person

  • außerberuflich erworbene Kompetenzen und Qualifikationen, die evtl. für die berufliche Eingliederung bzw. die Erstellung eines Fähigkeitsprofils von Bedeutung sind
    • Computerkenntnisse
    • Sprachkenntnisse
    • Soziale Kompetenzen (z.B. Trainer im Sportverein)
    • organisatorische Kompetenzen (z. B. Kassierer in einem Verein)
    • sonstiges
  • Maßnahmen zur gesundheitlichen Stabilisierung (ggf. dem betriebsärztlichen Gespräch vorbehalten)
    • Teilnahme an Selbsthilfe-Gruppen,
    • geplante oder durchgeführte Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation,
    • sonstige Maßnahmen

Familiäres Umfeld

  • familiäre Situation, Kinder etc.
  • Beziehungen innerhalb der Familie,
  • Unterstützung durch Familienangehörige bei der Bewältigung der Erkrankung,
  • Belastungssituationen durch Verpflichtungen in der Familie (Doppelbelastung Beruf und Haushalt u./o. Erziehung, pflegebedürftige oder langzeiterkrankte Angehörige, Suchtprobleme bei Familienangehörigen, Erziehungsprobleme etc.),
  • finanzielle Situation.

Sonstiges privates Umfeld

  • Freunde/Freundinnen, Verwandte, Nachbarn/Nachbarinnen
  • Freizeit mit Sport und Hobbies,
  • Engagement in Gemeinde, Vereinen, Ehrenämter,
  • kulturelle Aktivitäten,
  • Garten, Haustiere.

Sachliches Umfeld

  • Verkehrsanbindung,
  • medizinische Versorgung,
  • sonstiges.

Rolle und Aufgaben der Akteure und Akteurinnen im Prozessabschnitt

Die Eingliederungsgespräche finden zwischen Fallmanager(in) und der/dem Betroffenen ggf. unter Beteiligung einer Vertrauensperson statt. Ziel ist die Erfassung eingliederungsrelevanter Faktoren und die Entwicklung von Lösungsansätzen in Zusammenarbeit mit der/dem Betroffenen.

Dokumentation des Prozessabschnittes

Die Dokumentation erfolgt nach Zustimmung der/des Betroffenen mit Hilfe der genannten Dokumentationsblätter (siehe II.1 Prozessbeschreibung: Fallbezogene Dokumentation sowie II.2 Dokument: Fallbezogene Verlaufsdokumentation).

i.2.3_instrument_leitfaden_eingliederungsgespraech.txt · Zuletzt geändert: 2014/12/05 19:50 von feldes

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